Die Idee war, über Träume zu schreiben. Für meinen Blog Menschen zu interviewen, die ihre Träume verwirklicht haben und dabei ein Risiko eingegangen sind. Grosse Träume sollten genauso darin vorkommen wie kleine. Nach den grausamen Vorkommnissen in Paris vom 13. November 2015 frage ich mich, ob das eine gute Idee ist. Wer interessiert sich für Träume, wenn die Realität so hart zuschlägt? Haben Träume in einer Welt, die in ihren Grundfesten wankt, noch ihre Berechtigung?

Mitten in diese Überlegungen platzt mein zwölfjähriger Sohn. Er findet es ungerecht, dass er nicht an die Geburtstagsparty seines Freundes darf. Er darf dort nicht hin, weil er zu seiner Grossmutter «muss». Am Tag nach den Anschlägen, wo rein gar nichts mehr gerecht scheint, mag ich keine Diskussion über Gerechtigkeit führen. Ich schaue ihn an. Meinen grossen Jungen, der vor kurzem noch mit Babyspeck in meinen Armen lag und wacklig seine ersten Schritte wagte. Die Ereignisse haben uns alle mit voller Wucht getroffen. Wir müssen uns mit einer Zukunft auseinandersetzen, die wir nicht wollen – schon gar nicht für unsere Kinder. Und dennoch weiss ich, dass ich meinem Sohn die Diskussion schuldig bin. Auch er kennt den Hashtag #ParisAttacks. Auch er ist erschüttert über die barbarischen Taten. Aber er ist in erster Linie ein Teenager, der im Moment lebt und Herausforderungen sucht. Der Herausforderungen braucht. Und die ich ihm als Mutter schuldig bin. Also lasse ich mich auf die Diskussion ein. Ich kitzle seine Argumente heraus und freue mich darüber, dass er mich mit fundierter Argumentation überzeugt.

Die Ereignisse werden unseren Alltag verändern. Gleichzeitig wird uns unser Alltag zeitweise von ihnen ablenken. Es ist gut, dass uns unsere Teenager mit ihren Wünschen und Problemen konfrontieren, auch wenn sie uns angesichts des überwältigenden Leides unwichtig und egoistisch erscheinen mögen. Die Ereignisse dürfen ihnen ihre Unbeschwertheit nicht rauben – noch nicht. Genauso wichtig ist es, dass wir weiterhin träumen. Dass wir für unsere Träume geradestehen und sie verwirklichen. Ohne Träume wird unsere Welt farblos.

Ich werde an meiner Idee festhalten und Menschen porträtieren, die nicht aufgeben. Die weiterträumen, auch wenn alles dagegen spricht. Das erste Interview erscheint hier in Kürze. Sowie Beiträge zu Entdeckungen und Begegnungen. #dreamasbigasyoucan.